Dienstag, 30. März 2010

Der evangelische Spartaner

Der evangelische Spartaner - Stadt Würzburg | Nachrichten - mainpost.de
27.11.2005 14:03 UHR

Der Kaufmann Günter Severin wird an diesem Donnerstag 70 Jahre alt. Er ist ganz anders als andere
Geschäftsleute.

Günter Severin ist, gemeinsam mit seinem Bruder Manfred, Chef des
Bekleidungshauses Severin. Woanders haben weniger wichtige Leute
prächtiger ausgestattete Büros. Severins Schreibtisch ist schlicht, nimmt fast das
gesamte kleine Zimmer ein, die Möbel sind alt. Kein Glanz im spartanischen
Raum.
Zeit seines Lebens ehrenamtlich engagiert, hat er viele Verdienste auf sich
geladen, unter anderem beim Förderkreis "Würzburg macht Spaß" und beim
Einzelhandelsverband, beim Christlichen Verein junger Menschen (CVJM) und im
Kirchenvorstand der Martin-Luther-Gemeinde. Er wurde hoch geehrt, zum Beispiel
mit dem Bundesverdienstkreuz und der raren IHK-Ehrenmitgliedschaft.
Die Urkunden dazu hängen in seinem Büro, nicht als Demonstration von
Tüchtigkeit, mehr als Aufforderung. Wer so ausgezeichnet wurde, sagt er, "kann
nicht einfach sagen: gut, das wars". Ehrungen seien Verpflichtungen,
weiterzuarbeiten. "Der Mensch", sagt er weiter, "hat von Gott einen Auftrag, für
seine Mitmenschen tätig zu sein, nicht nur für sich selber. Jeder diene mit den
Gaben, die ihm gegeben".
Er spricht nicht mit Stolz über seine Taten, eher dankbar. Er sagt, er sei "dankbar,
dass ich mich in schwierigen Situationen an den lebendigen Gott halten kann,
dass er einen trägt durch die Jahrzehnte, dass er Kraft gibt und man das spüren
darf". Severin, der evangelische Christ, ist so überzeugt von seiner Religion, dass
er am Mantelsonntag das Geschäft geschlossen hält, um den Feiertag zu heiligen.
Im März 2004 feierte das Bekleidungshaus 100-jähriges Bestehen. Die Severins,
Inhaber in der dritten Generation, könnten den in langen Jahren erarbeiteten
Wohlstand genießen. Aber Günter Severin ist barocker Sinnenlust abhold; gutes
Essen, guter Wein, Kunst und Musik sind nicht sein Fall. Zu Hause hat er fast
ausschließlich Sachbücher im Regal stehen, Geographie und Geschichte vor allem.
Leidenschaften plagen ihn nicht, es sei denn, es geht um Würzburg.
Disziplin? "Disziplin bedeutet in erster
Linie Selbstdisziplin. Man muss sich besinnen, was wichtig ist." Was wünscht er
sich? Lange Pause. "An Gottes Segen ist alles gelegen." Wieder lange Pause. "Ich
wünsche mir, dass ich die Aufgaben, die mir gestellt sind, mit Gottes Hilfe gesund
erfüllen darf."
So was sagt er ganz selbstverständlich, bescheiden und ohne einen Hauch von
Zweifel.

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