Dienstag, 30. März 2010

Wehrhaft, aber ohne Gewalt

Wehrhaft, aber ohne Gewalt - Stadt Würzburg | Nachrichten
07.07.2009 15:21 UHR

Gewaltprävention kann nicht früh genug beginnen. Diese Auffassung vertritt der CVJM Würzburg.
Gemeinsam mit der Polizei bietet der Verein das Anti-Gewalt-Projekt „zammgrauft“ in seinen Räumen
an. Kinder und Jugendliche, so lautet die Kernidee des Projekts, brauchen alternative
Handlungsmöglichkeiten, um zu lernen, wie sie sich wehren und trotzdem Konflikte gewaltfrei lösen
können.

CVJM Würzburg bietet gemeinsam mit der Polizei Anti-Gewalt-Projekt an
Julian hat gar nicht versucht, seine Unsicherheit zu
kaschieren. Ihm ist mulmig zumute, das merkt man
ihm an. Aber er muss jetzt da durch. Also steigt der
Zwölfjährige auf den Tisch und verschränkt die Arme
vor der Brust. Hinter ihm stehen die Schulfreunde.
Werden sie ihn auch auffangen? Ohne sich sicher zu
sein, lässt er sich rückwärts fallen und landet sanft in
den Händen der Freunde. Erleichterung. Jetzt grinst er
über das ganze Gesicht, und die anderen lachen und machen Faxen.
Einer nach dem Anderen lässt sich dann auffangen. Eine derartige Übung schaffe
Selbstvertrauen und stärke die Gemeinschaft, sagt Andy Friedel, der das Projekt
beim CVJM koordiniert. „Probleme wie Ausgrenzung sollen dadurch eingedämmt
werden.“
Szenenwechsel: Mit Schaumstoff-Schlägern kämpfen zwei Schüler gegeneinander.
Zunächst stehen die Anderen stumm um die beiden Streithähne herum. Kurze
Zeit später werden sie durch laute Rufe angefeuert. Sofort hauen sie sich noch
kräftiger mit dem Schaumstoff-Schläger. „Beeinflussung durch Zuschauer“ nennt
sich diese Übung. Dass die Rufe die beiden Teilnehmer veranlasst haben, stärker
zuzuschlagen, steht außer Frage.
Gemeinsam beraten die Jungen und Mädchen, wie sie sich am besten verhalten
sollten, wenn sie auf dem Schulhof Zeugen einer Schlägerei werden. Dabei
erfahren sie, dass es verboten ist, eine Prügelei anzufeuern. Wer das tut, ist
Helfer und somit mitschuldig. „Das haben wir nicht gewusst“, sagen die Schüler
nachher.
Seit Herbst 2008 läuft „zammgrauft“ in Würzburg. An zwei Vormittagen lernen die
Kinder und Jugendlichen, wie sie sich in bestimmten Situationen, die Hilfe und
Zivilcourage erfordern, verhalten können. Spielerisch erfahren sie, was Gewalt ist
und wo sie anfängt. Dafür schlüpfen die Schüler abwechselnd in die Rolle des
Täters und des Opfers, können deren Gefühle spielerisch nachvollziehen.
Nach jeder Übung sprechen die Kinder über ihre Erfahrungen. Ziel von
„zammgrauft“ sei es also, Gewalt frühzeitig zu erkennen und richtig darauf zu
reagieren, erläutert Andy Friedel. Das CVJM-Jugendzentrum sei natürlich ideal
ausgerüstet, so dass alle Schüler als Klasse zusammen die Pause verbringen
können. Dort stehen Kicker, Tischtennis oder Billard bereit.
„Probleme wie Ausgrenzung sollen eingedämmt werden“
Andy Friedel vom CVJM über das Projekt „zammgrauft“
Schon jetzt findet das Projekt großes Echo in der Bevölkerung. „Mit dieser
Resonanz haben wir aber auf gar keinen Fall gerechnet“, sagt Friedel. „Wir haben
im ersten Jahr vielleicht fünf Schulklassen erwartet, die das Angebot testen und
es in Stadt und Umgebung bekannter machen.“ Inzwischen hätten über 20
Würzburger Schulen mit über 50 Klassen daran teilgenommen. „Wir haben über
1000 Teilnehmer erreicht.“ Diese „äußerst positive Resonanz“ bei Schülern und
Lehrern nahm die CVJM-Jugendstiftung vor kurzem zum Anlass, den John
Mott-Preis 2009 an die Würzburger Polizei und ihr Gewaltpräventionsprojekt
„zammgrauft“ zu verleihen.
Das Projekt stammt ursprünglich von der Polizei in München. Dort wird es seit
2001 angeboten. Auf Initiative des CVJM läuft es nun auch in Würzburg. Dabei
haben die CVJM-Verantwortlichen den Kontakt zur Stadt, Polizei und zu den
Schulen hergestellt.

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