Dienstag, 30. März 2010

Gott und die Stiftungen als Trost

Gott und die Stiftungen als Trost - Volksblatt | Nachrichten - mainpost.de
04.05.2007 19:15 UHR

Für den 88jährigen Hermann Kupsch war Geld nie das Maß der Dinge

Der Name Kupsch bürgt in dieser Stadt in vielen Lebensmittelläden immer noch für Qualität. Doch die Familie Kupsch, der Namensgeber, steht wirtschaftlich seit Jahren nicht mehr dahinter. Die Firma Kupsch musste vor einigen Jahren vor den Branchen-Riesen kapitulieren. Auch weil die Kaufmanns-Familie, über Generationen eingebettet in eine tief protestantische Glaubenstradition, ihren Mitarbeitern sogar mehr zugestand, als die Gewerkschaften forderten. Doch über solche Gründe könnte viel philosophiert werden. Hermann Kupsch tut das nicht. Heute 88 Jahre alt, ist er immer noch die zentrale Person, die hinter diesem kleinen Nahversorgungs-Imperium stand, als es mit siebzig Läden und 1600 Mitarbeitern in ein Insolvenzverfahren-Verfahren musste, das bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Doch er ist nicht verbittert.

Angesichts oft unvorstellbarer wirtschaftlicher
Gaunereien, die heute ein schlechtes Bild des Handels
prägen, sind viele sehr schnell geneigt, sich des
Klichees zu bedienten, „der hat seine Schäfchen im
Trockenen“. Dem würde Hermann Kupsch nicht einmal
widersprechen. Das liegt an seiner Bescheidenheit.
Geblieben ist ihm immerhin sein Haus an der
Rottendorfer Straße, in dem wir ihn besuchten. Seinen
Lebensunterhalt bestreitet er aus der Miete der Kupsch-Filiale in der Domstraße.
Das ist alles, „wir haben sonst keine Besitztümer mehr“. Da gibt es für ihn keine
Geheimnisse.
Sein ganzes Haus zeugt gewiss nicht von Reichtum. Bestenfalls sind viele
angejahrte Erinnerungen zu finden, dass es in früheren Jahren einmal besser
gewesen sein muss. Das alte Firmenwappen mit den fleißigen Bienen, Fotos aus
alten Zeiten und viele, viele Dank-Urkunden. Schließlich war über die Jahre das
ehrenamtliche Engagement von Hermann Kupsch enorm, was zu Kontakten mit
zahlreichen Persönlichkeiten geführt hatte. Ein Foto, wo er Konrad Adenauer traf,
steht auf seinem Schreibtisch im Büro, das er sich im Keller des Hauses
eingerichtet hat. Bei der Industrie- und Handelskammer war er stellvertretender
Präsident.

Verdrängungs-Wettbewerb
Auch die Zeit hat es sicher gebracht, dass Hermann Kupsch heute mit der
Situation leben kann. Der Herrgott habe es so gewollt, „dass es der Hermann
Kupsch etwas ruhiger haben sollte“, sagt er ohne Ironie. Er muss sich auch keine
Vorwürfe machen. Der Verdrängungs-Wettbewerb in der Branche war zuletzt so
groß geworden, dass sich mancher wunderte, „wie Kupsch so lange durchhalten
kann“.
Für Hermann Kupsch zählt anderes. Sein Wahlspruch ist die Losung Spruch des
protestantischen, romantischen Lyrikers der Barockzeit Angelus Silesius „Mensch
werde wesentlich“. So ist für ihn sein christlicher Glaube wesentlich, die Familie
„und was ich der Gemeinschaft gegenüber als Ziel habe“. So hat er wohl auch teil
schwere Krankheiten in den letzten Jahren überstanden und nimmt auch seine
Gehör-Probleme gelassen.
Der Sinn für Gemeinschaft war für Hermann Kupsch schon immer ein Leitfaden.
Deshalb ist er trotz aller Turbulenzen in seiner früheren Firma gar nicht
unglücklich, dass er vor nun 15 Jahren die Hermann-Kupsch-Stiftung gründete,
die inzwischen ein Stiftungskapital von zwei Millionen Euro hat und über die bisher
128 Projekte mit rund einer Million Euro gefördert werden konnten. Die Stiftung
fördert die Arbeit des Christlichen Vereins junger Menschen (CVJM), dessen
Deutscher Präses Hermann Kupsch von 1969 bis 1987 für den Gesamtverband
war. Seit 1970 ist er CVJM Ehrenpräses des Gesamtverbandes und gehört dem
Stiftungskuratorium auch der Nebenstiftungen an. „Der CVJM war mein Leben“,
zitiert er Berichte, „ich lebe ja immer noch“. Das tut er, in Würzburg
gesellschaftlich zurück gezogen. „Ich vermisse das nicht“.
Als er dann beim Abschied auf den naturnah gepflegten Garten schaut, sagt
Hermann Kupsch aber doch, ohne Wehmut, „das haben früher meine Mitarbeiter
gemacht“.

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